Heute in dieser Stadt, morgen in einer anderen
Wenn das Publikum glücklich ist, dann ist Anna Zimmermann auch zufrieden. „Man freut sich, wenn man sieht, was man geschafft hat“, sagt sie, „wenn der Platz voll ist und die Leute sich freuen.“ Ein besonderes Erlebnis sind für die gelernte Veranstaltungstechnikerin und Veranstaltungskauffrau deshalb die richtig großen Veranstaltungen – die in den vergangenen Monaten Corona-bedingt leider nicht möglich waren. „Schön war 2019 ’Butzbach Open Air’, meine bisher größte Veranstaltung“, erzählt sie. „Da waren 5 000 Personen im Schlosshof.“
Die Konzertbesucher kamen, um Stars wie Roland Kaiser, LEA und Wincent Weiss zu erleben – doch hinter den Kulissen sorgen Menschen wie Anna Zimmermann vom Konzertveranstalter Depro dafür, dass alles läuft, wenn die Stars auf der Bühne stehen. Das beginnt schon mit der Planung: „Was will man veranstalten, wie ist es umsetzbar, welche Künstler, welche Location, welche Kosten entstehen?“, erklärt Zimmermann, worum sie sich als Veranstaltungskauffrau kümmert.
Da sie zwei Berufe gelernt hat, ist sie auch die Ansprechpartnerin für technische Fragen: „Ich kann dem technischen Dienstleister sagen, ich brauche diese Bühne und diese Lampen.“ Die Planung macht sie meistens vom Büro aus: „Wir kennen viele Hallen schon, da wissen wir, welches Equipment ist in der Halle schon vorhanden, was muss ich noch dazubuchen. Aber bei neuen Hallen kommt es auch vor, dass man mal hinfährt und sich das anschaut.“
Mit der Planung ist ihre Aufgabe aber noch nicht erledigt – sie ist auch während der Veranstaltung im Einsatz. „Ich bin die Schnittstelle zwischen allen Gewerken, ich spreche mit dem Technik-Dienstleister und mit dem Caterer vor Ort“, erzählt sie. Mit den Künstlern selbst hat sie eher wenig zu tun – schließlich hat jeder von ihnen sein Management als Ansprechpartner. Aber der Grund, warum sie sich für ihren Beruf entschieden hat, war auch weniger die Aussicht, Stars zu treffen.
„Wir hatten in der Schule eine kleine Arbeitsgemeinschaft, mit der wir Schulveranstaltungen gemacht haben“, erzählt Zimmermann. „Damals gab es große Mischpulte mit jeder Menge bunten Knöpfen drauf – das fand ich faszinierend, das wollte ich auch beruflich machen.“ 2010 begann sie ihre dreijährige Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik, ab 2016 machte sie eine zweite, verkürzte Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau, seit November 2018 arbeitet sie nun bei Depro.
Und nicht nur die technische Seite ihrer Arbeit gefällt der 28-Jährigen: „Es macht Spaß, mit vielen sehr unterschiedlichen Menschen zu arbeiten. Ich bin viel unterwegs, heute in dieser Stadt, morgen in einer anderen Stadt. Auf der Bühne ist im Grunde eigentlich immer dasselbe zu tun, aber nach mehreren Konzerten in unterschiedlichen Städten hat man 100 Leute kennengelernt.“
„2020 wäre vom Arbeitspensum ordentlich geworden, weil wir viele Veranstaltungen gehabt hätten“, sagt Anna Zimmermann. Doch dann kam die Corona-Krise. „Das war katastrophal. Wir hatten die letzte Veranstaltung am 8. Februar 2020 in Wetzlar.“ Danach kam erst einmal fast gar nichts mehr – abgesehen von zwei Monaten Autokino in Marburg.
„Es ist unheimlich schwierig, im Büro zu sitzen und arbeiten zu wollen und nicht das machen zu können, was man machen möchte“, beschreibt sie ihre Situation. Die Pandemie, der Lockdown und die Abstandsregeln bedeuteten nicht nur Kurzarbeit in der Veranstaltungsbranche. Es bedeutet auch, dass sich Veranstalter wie Depro mit vielen Regularien befassen müssen – und trotzdem nicht wissen, ob die Veranstaltungen am Ende wirklich möglich sind.
„Im Frühjahr haben wir noch gehofft, dass wir Veranstaltungen auf den Herbst verschieben können“, erzählt Anna Zimmermann. „Im Moment haben wir ein Fragezeichen für 2021. Das ist demotivierend.“
Auch „Butzbach Open Air“, was ihr 2019 so viel Spaß gemacht hat, konnte 2020 nicht stattfinden und ist nun auf diesen Sommer verschoben – wenn die Corona-Situation hoffentlich besser geworden ist. „Ich habe die Hoffnung, dass wir im Sommer wieder Open-Air-Veranstaltungen durchführen können – wenn auch wahrscheinlich nicht mit der Masse an Menschen wie sonst“, sagt die 28-Jährige. „Und spätestens im Herbst wieder Hallenkonzerte.“